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Case study

Die Nutzung von Ocker vor 40.000 Jahren in Afrika

Archeologie & Paleontologie, Case study, Tribologie

Das Labor PACEA ist eine Forschungseinheit des Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS), der Universität Bordeaux und des französischen Kulturministeriums. Die in PACEA vorangetriebene Forschung konzentriert sich hauptsächlich auf paläolithische Kulturen in Europa und Afrika und deren Umwelt, auf biologische Anthropologie, Bestattungspraktiken und Kunstgegenstände aus Stein.

Die Konfokaltechnologie ist eine wirksame Technik zur Identifizierung von Facetten auf Ockersteinen, die mit verschiedenen Gesteinen zerkleinert wurden.

Der Begriff Ocker bezieht sich auf eine Vielzahl von Gesteinen – von Erdklumpen bis hin zu Erzmineralien – die sich durch eine rote oder gelbe Färbung auszeichnen und einen hohen Anteil an Eisenoxiden enthalten. Eine große Anzahl der an dieser archäologischen Stätte gefundenen Ockerfragmente weist Bearbeitungsspuren, insbesondere Abplatzungen und durch Abschleifen entstandene Rillen auf. Darüber kamen 21 Schleifsteine zur Verarbeitung von Ocker ans Tageslicht (Rosso, Pitarch Martí und d’Errico 2016), die meisten von ihnen dort, wo auch der Großteil der Ockerfragmente geborgen wurde (Rosso, d’Errico und Zilhão 2014).

Ziel der tribologischen Analyse, die gemeinsam mit anderen, klassischen Analysetechniken zum Einsatz kam, war das bessere Verständnis darüber, wie Ocker verarbeitet und genutzt wurde.

Die analysierten Proben umfassen Ockersteine, die Facetten aufweisen, welche beim Schleifen entstanden sind (Abb. 1). Solche Facetten sind zwar in der Literatur häufig beschrieben, Versuche zur quantitativen Charakterisierung wurden bisher jedoch noch nicht unternommen. Zur Erstellung eines komparativen Rahmens wurden Ockerklumpen mit Ähnlichkeit zu den in der Fundstätte geborgenen Fragmenten auf Schleifsteinen aus unterschiedlichen Gesteinen gerieben.

In der Folge wurden die üblicherweise zur Charakterisierung von Facetten genutzten Variablen (Größe, Rillen oder Kratzer, Lokalisierung auf dem Fragment usw.) erfasst und eine zerstörungsfreie tribologische Analyse mit einem optischen 3D-Profiler durchgeführt.

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Abbildung 1 Nahaufnahme der durch Abschleifen (links oben) und Kratzen (links unten) bearbeitete Ockersteine zur Illustration der genutzten Technik (Bearbeitung nach Rosso et al. 2017).

Die Studie wurde an 19 archäologischen Fundstücken in der Form feinkörnigen Ockers mit einer oder mehreren Facetten sowie an drei experimentellen Ockersteinen mit sehr feiner, feiner und grober Körnung durchgeführt. Diese wurden mit Schleifsteinen aus Kalkstein, Quarzit und Sandstein geschliffen.

Zur Erfassung größerer Bereiche wurde ein Bereich von 5×5 Sichtfeldern gemessen, die mit dem 20X-Hellfeldobjektiv des Sensofar S neox mit einem Z-Bereich von wenigen Millimetern aufgenommen wurden. Einige der nach der Datenverarbeitung (Bereinigung von Ausreißern, Auffüllen von nicht gemessenen Punkten) resultierenden Oberflächen sind in (Abb. 2 ) dargestellt.

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Abbildung 2 3D-Darstellungen der experimentellen (A, B, C) und archäologischen (D bis L) Facetten, gemessen mit konfokaler Technik (Bearbeitung nach Rosso et al. 2017).

Um einen Fokus auf die Rauheit zu erzielen, wurden Gaußsche Filter (0,25 mm Cut-Off) angewandt. Nach der Prüfung mehrerer Standardparameter (ISO 25178) erwiesen sich Sq und Sdr als die effektivste Wahl zur Unterscheidung der experimentellen Facetten (Abb. 3A). In einigen Fällen zeigen die Ergebnisse signifikante Unterschiede bei den Rauheitswerten, die an Facetten ein und desselben Ockersteins gemessen wurden.

Daraus lässt sich schließen, dass manche Ockerfragmente mit unterschiedlichen Schleifsteinen und wohl auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten bearbeitet wurden, um geringe Mengen von Ockerpulver herzustellen. Parallel durchgeführte kolorimetrische und granulometrische Analysen deuten darauf hin, dass sich die entstandenen Pulver in Farbe und Korngröße unterschieden und für unterschiedliche Zwecke verwendet wurden, die entweder funktionaler oder symbolischer Natur waren. (Rosso, d’Errico und Queffelec 2017).

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Abbildung 3Streudiagramme zur Korrelation von Sq- und Sdr-Werten bei experimentellen und archäologischen Facetten. (a) beim Abschleifen von Ocker mit sehr feiner (EXP1), feiner (EXP2) und grober (EXP3) Körnung auf Schleifsteinen aus unterschiedlichem Gestein. (b) Ergebnisse der Rauigkeitsanalyse von Schleiffacetten auf archäologischen Fundstücken. Punkte derselben Farbe identifizieren an ein und derselben Facette vorgenommene Messungen. Graue Punkte identifizieren die Gesamtvariabilität der archäologischen Probe (Bearbeitung nach Rosso et al. 2017).

Die Konfokaltechnologie ist eine wirksame Technik zur Identifizierung von Facetten auf Ockersteinen, die mit verschiedenen Gesteinen zerkleinert wurden. Die Ergebnisse trugen zu einem besseren Verständnis der Verarbeitung und Verwendung von Ocker durch die Homininen der Mittelsteinzeit bei, die vor 40.000 Jahren die Porc-Epic-Höhle bewohnten.

Die Anwendung der gleichen Methodik auf Sammlungen von Ockersteinen aus anderen mittelsteinzeitlichen Fundstätten kann Veränderungen bei der Verarbeitung von Ocker aufzeigen, wichtige Informationen über die Funktion, die Ocker in diesen Gesellschaften erfüllte, liefern und dazu beitragen, festzustellen, wann Pigmente in der Geschichte der Menschheit erstmals symbolisch verwendet wurden.

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